Die Gewinnung & Geschichte der ätherischen Öle

Gewinnung ätherische Öle
Gewinnung ätherische Öle © TwilightArtPictures/Shutterstock

Namensherkunft und Bedeutung

Die ätherischen Öle sind die wichtigsten Bestandteile in der Aromatherapie. Sie enthalten die Kraft der Pflanzen in geballter Form. Das Wort "ätherisch" stammt dabei aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie "himmlisch". Im Griechischen wird die Himmelsluft mit "aither" bezeichnet, daher der deutsche Name.

Ursprung: Pflanzen als Basis

Auch wenn die ätherischen Öle als Öle bezeichnet werden, sollte jedermann klar sein, dass es sich nicht um solche handelt. Denn die Konsistenz der ätherischen Öle ist vollständig unterschiedlich von der herkömmlichen Speiseöle. Um ätherische Öle gewinnen zu können, werden zahlreiche Pflanzen benötigt, da diese nur sehr geringe Mengen der Öle in sich tragen. Aus diesem Grunde sollten die Öle immer nur sparsam angewendet werden. Die Öle selbst werden aus verschiedenen Pflanzenteilen gewonnen, etwa aus den Blüten, den Blättern, den Wurzeln, im Holz, der Rinde oder im Harz. Aber genauso kommen die Schoten, die Fruchtschalen oder Samen in Frage, die die ätherischen Öle gespeichert haben. Meist handelt es sich um flüchtige ätherische Öle, die an der Luft sehr schnell verdunsten und keinerlei Rückstände hinterlassen.

Wie die ätherischen Öle aufgenommen werden

Die ätherischen Öle können sowohl durch die Nase, als auch durch die Haut aufgenommen werden. Dabei ist die Aufnahme über die Nase ein besonderes Erlebnis, denn die Duftstoffe dringen zunächst in die Riechschleimhaut ein, von wo das Signal eines bestimmten Duftes an das Gehirn weitergeleitet wird. Dabei reagiert das limbische System und weckt Erinnerungen, Gefühle und Bilder. So werden wiederum Botenstoffe ausgeschüttet, die beispielsweise die Stimmung beeinflussen können. Je besser die Nasenschleimhaut erhalten ist, desto besser kann der Duft der ätherischen Öle in der Aromatherapie aufgenommen werden. Die zweite Variante der Aufnahme der ätherischen Öle erfolgt über die Haut des Menschen. Da die ätherischen Öle als fettfreundlich gelten, können sie an fettreichem Gewebe besonders gut in die Haut und später ins Blut eindringen. Deshalb werden sie oft auch direkt auf der Haut angewendet. Nachweisbar sind die ätherischen Öle nach etwa 20 bis 60 Minuten im Blutkreislauf.

So funktioniert es: Gewinnung der Pflanzentröpfchen

Die ätherischen Öle sind winzige Tröpfchen, die aus den Pflanzen gewonnen werden. Dabei kannte man bereits vor Tausenden von Jahren das Verfahren der Destillation, das in Mesopotamien entstand. Später erst wurde die Wasserdampfdestillation von den Arabern entwickelt. Der sogenannte „Alambic“, was aus dem Arabischen stammt und so viel wie "Destilliergerät" bedeutet, ist dabei noch heute weltweit im Einsatz.

1. Verfahren: Die Wasserdampfdestillation

Das am häufigsten eingesetzte Verfahren ist die Wasserdampfdestillation. Dabei wird der Alambic verwendet, in dem die verwendeten Pflanzenteile auf einen Rost gelegt werden. Danach wird Wasserdampf zugeführt, der die Ölzellen aufbricht und dann die Düfte mit sich trägt. In einem gekühlten Rohr kondensiert der Dampf und fließt in den sogenannten Florentiner Topf. Da das gewonnene ätherische Öl leichter ist, als das Wasser, schwimmt es oben und kann somit vom Blütenwasser abgeschöpft werden.

2. Verfahren: Die Kaltpressung

Ein weiteres Verfahren zur Gewinnung ätherischer Öle ist die Kaltpressung. Dabei werden Essenzen ätherischer Öle hergestellt. Das Verfahren ist sehr schonend. Insbesondere die Schalen von Zitrusfrüchten werden mittels Kaltpressung behandelt. Die Schalen werden mechanisch ausgepresst. Dabei lösen sich neben den Ölen auch enthaltene Wachse. Diese Essenz muss nun noch mit Wasser abgespült werden, danach werden Wasser und Öl mit Hilfe einer Zentrifuge voneinander getrennt.

3. Verfahren: Die Extraktion

Die Extraktion wird immer dann angewendet, wenn eine Destillation nicht in Frage kommt, da die Pflanzen empfindlich auf Hitze reagieren oder der Ertrag bei einer Destillation nur sehr gering ausfallen würde. Für die Extraktion wird ein Lösungsmittel benötigt, mit dem die Blüten vermengt und extrahiert werden. Danach wird das Lösungsmittel verdampft, so dass eine farbige und wachsartige Masse entsteht, die als „Concréte“ bezeichnet wird. Diese wiederum wird mit Alkohol extrahiert und in einem Vakuum, das luftdicht ist, noch einmal destilliert. Die gewonnenen Aromastoffe haben eine zähflüssige Konsistenz, weshalb sie nur in extrem geringen Dosierungen verwendet werden sollten. Alternativ können sie mit Trinkbranntwein verdünnt werden. Je nach Art der Extraktion entstehen verschiedene Bezeichnungen. So werden Öle, die mit der Lösungsmittelextraktion aus Blüten gewonnen als „Absolue“ bezeichnet. „Resinoid“ dagegen steht für die Öle, die aus Harz, Wurzeln, Gummi oder Balsam gewonnen werden. Als „Extrakt“ werden die Öle bezeichnet, die aus Vanilleschoten oder Honigwaben gewonnen werden, wobei die Alkoholextraktion zum Einsatz kommt. Die mittels Extraktion gewonnenen ätherischen Öle werden jedoch nicht in der französischen Aromatherapie angewendet, da sie Rückstände der Lösungsmittel beinhalten können.

4. Verfahren: Die Co-Destillation

Die Co-Destillation wird eingesetzt, wenn aus einer Pflanze allein keine ätherischen Öle gewonnen werden können. Dabei wird eine zweite Pflanze zugegeben, die als Trägerstoff dient. Beide Pflanzen werden zusammen destilliert, um die Öle zu gewinnen. Typische Beispiele dafür sind Essenzen von Algen oder Brennnesseln, die durch die Trägerstoffe Zedernholz oder Copaibabalsam destilliert werden.

5. Verfahren: Die CO2-Extraktion

Diese Form wird auch als Kohlendioxid-Extraktion bezeichnet und ermöglicht die Gewinnung der am besten duftenden Stoffe. Das gelingt aufgrund der schonenden Methode, die eine Extraktion bei nur 20 bis 25 Grad Celsius vorsieht. Dadurch gehen insbesondere die flüchtigen Stoffe der Pflanzen nicht verloren, so wie es aufgrund der Temperaturen von bis zu 70 Grad Celsius bei der Wasserdampfdestillation der Fall ist. Bei dieser Variante wird CO2 mit einem kritischen Druck verflüssigt und kann dann alle Stoffe aus einer Pflanze, die, je nach Druck, ein bestimmtes Molekulargewicht aufweisen, aus dieser herausziehen. Im Druckgefäß werden diese Stoffe aus den Pflanzenteilen filtriert. Sobald der Druck verringert wird, kann CO2 wieder zu Gas werden und danach noch mehrfach verwendet werden. Die so gewonnenen Öle haben einen starken Duft und sind nicht so kostenintensiv wie andere Öle.

Die Geschichte der Aromatherapie

Aromatherapie seit dem 20. Jahrhundert

Heute ist die Aromatherapie eine alternative Heilmethode, die nahezu jedermann bekannt ist. Dabei wurde sie erst im 20. Jahrhundert entdeckt. 1920 hat der französische Chemiker René Maurice Gattefossé die Heilwirkungen des Lavendelöls untersucht. Diese waren zwar schon vorher bekannt, doch lange Zeit in Vergessenheit geraten. Gattefossé entdeckte die Wirkungen wieder und bezeichnete seine Entdeckung mit dem Begriff „Aromatherapie“.

Ätherische Öle: Das steckt drin

Mittlerweile ist allgemein bekannt, dass fast alle Pflanzen ätherische Öle hervorbringen können. In ihnen stecken neben zahlreichen Hormonen und Vitaminen auch Antibiotika und Antiseptika, was die heilende Wirkung bei Kopfschmerzen, Akne, Depressionen und zahlreichen anderen Erkrankungen erklärt. Der Nachfolger Gattefossés, Jean Valnet, ein Militärchirurg aus Paris, hat viele Verletzungen, die im Krieg entstanden sind, mit ätherischen Ölen behandelt – und zwar erfolgreich. 1980 schrieb Valnet ein Buch über die Wirkungsweise der Öle auf Körper, Geist und Psyche des Menschen. Weltweit erlangte er durch diese Veröffentlichung ein großes Ansehen. Mittlerweile hat sich auch der Wohnort Gattefossés zum Dreh- und Angelpunkt bei der Gewinnung ätherischer Öle, deren Vermarktung und Verkauf etabliert. Selbst viele Parfüms werden dort entwickelt, die allesamt auf den ätherischen Ölen basieren. Die Aromatherapie als solche wurde also in Frankreich geboren, von dort stammt auch Marguerite Maury, die die Aromamassage entwickelte. Das war jedoch erst ab den 1950er Jahren der Fall.

Gut zu wissen: Studien über Duft-Auswirkungen

Innerhalb der letzten 20 bis 30 Jahre gelangten immer mehr Erkenntnisse in Bezug auf die Aromatherapie an die Öffentlichkeit. Es wurde bewiesen, wie wirksam die ätherischen Öle sind und sie stehen nahezu jedermann zur Verfügung. Insbesondere in den Ländern Frankreich, England und den USA hat sich die Aromatherapie sehr stark durchgesetzt. Sie ist bereits seit vielen Jahren ein Bestandteil der schulmedizinischen Therapien und erfreut sich stetig steigender Beliebtheit. In Europa und Japan wurden wissenschaftliche Studien durchgeführt, die belegten, dass sich Düfte auf den Menschen stärker auswirken, als allgemein angenommen. Dabei standen die als angenehm empfundenen Düfte für die Heraufbeschwörung von Erinnerungen und sie stärken die Leistungs- und die Konzentrationsfähigkeit. Ebenfalls wirken sich die Düfte auf die Psyche aus und können depressive Stimmungen in mehr Selbstsicherheit und Wohlbefinden verwandeln.

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